Auf Grund der Corona-Pandemie ist derzeit in vielen Bundesländern noch alles verboten, was mit der reinen Kosmetik zu tun hat. Um sich auf die wohl bald folgende Eröffnung vorzubereiten, habe ich hier einige Hygienestandards gesammelt, die jetzt schon bedacht und vorbereitet werden können.
Wichtig ist, dass dieser Text (Stand 03.05.2020) aus meiner derzeitigen Einschätzung, Recherche und eigener Umsetzung entstanden sind. Wenn die Öffnung der Institute von offizieller Seite wieder erlaubt ist, erkundige dich bitte dringend über verbindlich einzuhaltende Vorgaben deiner zuständigen Behörde.
Das Positive vorab
Als Kosmetikerinnen, Permanent Make-up und Tattoo Artists sind wir bereits ein Gruppe der reinlichsten Dienstleistungsanbieter. Zusätzlich verkaufen wir nicht nur die individuelle Schönheit, sondern ein Wohlgefühl für den Kunden. Beauty, Wellbeing und Hygiene sollten als unzertrennliche Bereiche unseres Erfolgs, im Betrieb und gegen Corona gesehen werden.
Bei der Vorbereitung auf Wiederöffnung nach dem Shutdown, stelle ich mir die nun folgende Fragen:
„Was ist hygienisch umsetzbar und notwendig? Was würde ich selbst als Kundin oder Kunde brauchen, um mich bei meiner Anwendung sicher und wohl zu fühlen?
Meinen normalen Berufsalltag bin ich komplett durchgegangen und komme nun zu den Dingen, die auch du aktuell schon bedenken und vorbereiten kannst.
Bereite deinen Salon mit Freude perfekt auf den kommenden Neustart vor.
Ausarbeitung eines Hygieneschutzkonzeptes
Verantwortlichkeit
Als Führung eines Instituts bist du verantwortlich für die Umsetzung und Einhaltung ausreichender und angemessener Maßnahmen. Auch die Beschaffung der notwendigen Materialien steht in deiner Verantwortung. Erarbeite dafür schon vor der Öffnung deines Kosmetik- oder Permanent Make-up Instituts Unterlagen, Hinweisschilder und neue angepasste Hygienepläne. Diese kannst Du für die notwendigen Bestellungen sowie bei der Unterweisung von Angestellten und Kunden zur Hilfe nehmen.
Hygienestandards in der Kosmetik
Handhygiene
Die Vorbereitung der Waschgelegenheiten ist relativ schnell erledigt und unterstützt die automatische Einhaltung der Maßnahmen durch Mitarbeiter und Kunden.
- Hinweise zur Händehygiene aushängen
- Idee: Plakat mit Canva erstellen oder bei Kosmetikherstellern und Lieferanten erfragen ob sie professionell aufbereitete Poster haben
- Waschplätze: Wasser, Flüssigseife, Einweghandtücher, Mülleimer mit Pedal oder offen
- Händedesinfektion bestellen und bereitstellen
Terminplanung und -Abläufe nach Corona
Um Walk-In-Termine so gut es geht zu vermeiden, und die Anzahl der Personen im Institut gering zu halten, sollten alle Termine telefonisch und persönlich vereinbart werden. Ziel ist es den Mindestabstand von 1,5m zu wahren.
Einen ausreichenden Hygiene-Zeitpuffer einzubauen ist wichtig, um die nötigen Maßnahmen durchführen zu können.
Hygienische Reinigung und Vereinfachung der Hygiene
Da wir Kosmetikerinnen der jeweils gültigen Hygieneverordnung unterliegen, führen wir grundsätzlich Hygienemaßnahmen im Berufsalltag durch. Wie man diese für die Zeit nach Corona noch verschärfen kann, zeigt mein folgender Überblick.
Im vorherigen Hygienebeitrag kannst Du einige Informationen zu Desinfektionsverfahren und Mikroorganismen tiefgreifender nachlesen.
Generell gilt
Alle Ober- und Kontaktflächen, Geräte, Instrumente und Hautbereiche sind nach Kontakt, in regelmäßigen Abständen und in fachgerechter Art und Weise zu reinigen.
Es gilt Dokumentationspflicht für die einzelnen Bereiche und Schritte.
Lüften
Alle Räumlichkeiten sollten regelmäßig gelüftet werden, gerade wenn man Desinfektionsmitteln, Feilstaub, oder anderen chemischen Ausdünstungen ausgesetzt ist, dient es im Berufsalltag zur Gesundheitsvorsorge.
Ein ausreichender Luftaustausch ist außerdem sinnvoll, wenn sich mehrere Personen im Raum aufhalten. Gerade in der aktuellen Zeit kann es das Ansteckungsrisiko minimieren.
- Konzept überlegen, damit man die regelmäßige Lüftung denkt
- Wenn möglich Türen und Fenster offenhalten
Büro, Empfang & Verkaufsraum
Handy, Telefon, EC Gerät, Tastaturen, Tablets, Druckknöpfe von Geräten (Drucker, Türöffner, Klickschalter etc) sollten nach Gebrauch und in regelmäßigen Abständen gereinigt werden.
- Desinfektion bereitstellen
- Notiz oder Alarm stellen, um die Intervalle einzuhalten
- Dokumentation der Hygienemaßnahmen in Checklisten (laut Hygieneplan) vorbereiten/griffbereit halten
- Empfangs-, Kassenbereich mit Sichtglas schützen
- Tester für den Eigengebrauch für den Kunden aus dem Verkaufsraum entfernen
Behandlungsraum
Auch hier gilt die Reinigung nach Gebrauch und in regelmäßigen Abständen, den behördlichen Anforderungen entsprechend.
Sinnvoll ist es, Checklisten zu erstellen über die die Behandlerin erinnert wird und so besser die generellen und zusätzlichen Standards einhalten kann.
- Erstellen einer Checkliste zur Reinigung und/oder Desinfektion von:
- Oberflächen, Kontaktflächen, Gegenständen, Möbel, Griffe, Tablets, Produktverpackungen, Musikanlage, Geräte, Instrumente
- Inhalt der Liste z.B.: Datum, Uhrzeit, gereinigte Gegenstände/Flächen und Mitarbeiter + Unterschrift
- Checkliste zur Dokumentation in jedem Raum hinterlegen
- Ordner für jeden Raum
- Liste tageweise führen
- Einwegschutz aufstocken und Zugang ermöglichen
- Mund-, Nasen-Schutz
- Hauben
- Einwegkittel
- Gesichtsschutz
- Liegenabdeckung
- Handschuhe
Sanitärräume
Auch hier gilt die Reinigung nach Nutzung und in regelmäßigen Abständen, den behördlichen Anforderungen entsprechend.
- Reinigung und Desinfektion mit gelisteten Mitteln
- Hygienemittel und Handschuhe für die Reinigung bereitstellen
- Checkliste: Datum, Uhrzeit, gereinigte Gegenstände/Flächen, Mülleimer leeren, Mitarbeiter, Unterschrift
- Flüssigseife, Papierhandtücher zum Einmalgebrauch, Händedesinfektion, Handschutz bereitstellen
- Mülleimer regelmäßig leeren
- Jegliche Wäsche muss mindestens bei 65°waschbar sein
Pausen-Aufenthaltsräume
Auch hier gilt die Reinigung nach Nutzung und in regelmäßigen Abständen, den behördlichen Anforderungen entsprechend.
- Checkliste vorbereiten und hinterlegen: Datum, Uhrzeit, gereinigte Gegenstände/Flächen, Mülleimer leeren, Mitarbeiter, Unterschrift
- Kontaktflächen, Oberflächen und Gegenstände regelmäßig reinigen und desinfizieren
- Möbel, Handläufe, Griffe, Tastaturen, Stifte, Telefone, Tablets,
- Küchengeräte und Geschirr
- Geschirr, Besteck, Tassen, Gläser nicht teilen und nach Nutzung spülen
- Herd, Ofen, Mikrowelle, Kaffeeautomaten nach Gebrauch und regelmäßig reinigen und Bedienfelder desinfizieren
Abfall
- Mülleimer regelmäßig fachgerecht entleeren
- Mülleimer mit Pedal oder offen
- Kontakt mit Abfall vermeiden = Handschuhe bereitlegen
Wäsche und Persönliche Hygiene
Die Reinigung der Wäsche, nach Nutzung, in regelmäßigen Abständen, und nach Arbeitsende sind bei Wiederöffnung den behördlichen Anforderungen entsprechend umzusetzen. Hier die vorbereitenden Gedanken:
- Tägliches Wechseln von Kleidung
- Absprache bezüglich Wechsel von privater und Arbeitskleidung treffen
- Arbeitskleidung hinterlegen und vor Arbeitsbeginn anlegen, nach Arbeitsende ablegen und im besten Fall im Institut Waschen (mindestens 65°)
- Auf persönliche Hygiene ist verstärkt zu achten
- Wiederverwendbare Reinigungspads, Handtücher, Schwämme, Pinsel und andere Materialien fachgerecht waschen
- Wäschelagerung und Handhabung überdenken
- B. bei Versorgung der Wäsche Einmalhandschuhe und Einmalkittel?
- Waschen bei mindestens 65°
- Desinfektionswaschmittel
Arbeitssituation und Abläufe
Da unsere Dienstleistung nicht ohne körperliche Distanz vollbracht werden kann, ist nach Wiedereröffnung nach der Corona Zwangspause auf verschärfte Hygienemaßnahmen zu achten. Aus den obenstehenden Maßnahmen kann man schon vieles für die eigenen Arbeitsabläufe ableiten. Dennoch biete ich hier einige Ideen für die Umsetzung und Konzeptfindung.
Dokumentation
Über die Kundendatenerfassung ist klar zu dokumentieren, wer der Behandler für die Dienstleistung war und welcher Mitarbeiter bei der Erbringung der Dienstleistung zusätzlich mitgewirkt hat (Kassieren). Sinnvoll ist es allerdings, die Dienstleistung vom Empfang bis zum Verabschieden auf so wenige Mitarbeiter wie möglich zu reduzieren.
Mitarbeiter
Der Mitarbeiter muss die vorgegebene Handhygiene und alle weiteren Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen verbindlich einhalten und dokumentieren. Bei Unwohlsein und gesundheitlichen Anzeichen ist verantwortungsvoll zu handeln. Bis nach Klärung mit einem Medizinier ist die Arbeit im Institut nicht möglich.
Schutzausrüstung
Alle Behandlungsschritte müssen durch das Tragen von Schutzkleidung entsprechend der Behandlung begleitet werden.
Kosmetikerin
- Die persönliche Schutzausrüstung muss fachgerecht an- und abgelegt sowie entsorgt werden
- Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe, Schutzbrille, Gesichtsschild, saubere Arbeitskleidung (optional: Einmalkittel, Haarhauben) sind während der Behandlung zu tragen
- Bei Behandlungen, die am Gesicht des Kunden durchgeführt werden, ist durch die behandelnde Person eine Schutzbrille oder ein Hygiene-Schutzschild zu tragen. Die sonst üblichen medizinischen Einwegmasken werden mindestens durch Atemschutzmasken der Schutzklasse FFP 2 ersetzt.
- Werden Hautbehandlungenbehandlungen (z.B. Massagen) ohne Handschuhe durchgeführt, ist die fachgerechte Handhygiene zu jeder Zeit einzuhalten.
- Tragen von Schmuck/ Armbanduhren sind nicht gestattet
Kunden
- Bei Behandlungen wie die den Körper betreffen oder bei einer Maniküre oder Pediküre, und Gesichtsbehandlung, die sich ausschließlich an den Augen oder Augenbrauen abspielen ist eine geeignete Maske vom Kunden zu tragen.
- B. Wimpernlifting, Wimpern- Augenbrauenfärben, Zupfen, Wimpernextentions, Augenbrauen Permanent Make-up, Microblading, Wimpernkranzverdichtung oder Lidstrich mittels PMU
- Handhygiene ist einzuhalten
- Der Kunde soll ungeschminkt und ohne Schmuck zum Termin erscheinen
- Unnötiger Kontakt soll vermieden werden Händeschütteln, Angeben von Kleidung/Schuhen
Arbeitsmaterial und Behandlungsraum
Das Arbeitsmaterial wird innerhalb des zusätzlich eingeplanten Hygiene-Zeitpuffers vor- bzw. nachbereitet. Alle Materialien, die nicht für die Behandlung benötigt werden, sind grundsätzlich geschützt zu verstauen. Alle Aufbereitungen sind wie vorab beschrieben zu dokumentieren.
- Bei Behandlungen wie denen, des Permanent Make-ups wird das Set-up so weit wie möglich mit Einmalmaterialien aufgebaut. Die notwendigen Geräte und Kontaktflächen (Liegen, Lampe, Handspiegel, Handy für Fotos während der PMU Behandlung etc.) werden durch Folien, Schutzkrepp und anderen Einweg-Hilfen geschützt. Nach der Behandlung wird alles gemäß der festgelegten Hygieneregeln desinfiziert, gereinigt und sterilisiert/aufbereitet.
- Arbeitsinstrumente dürfen nur an einem einzigen Kunden gebraucht werden und müssen zwischen den Kunden, vor weiterer Nutzung erst wieder fachgerecht aufbereitet werden (Pinzetten, Pinsel, Kamm, Aufsätze für bestimmte Geräte etc.)
- Spitze Gegenstände, sind wie üblich, in dafür vorgesehene Abwurfbehälter zu entsorgen. Der angefallene Abfall wird nach jedem Kunden entsorgt.
Wäsche
Die hygienische Aufbereitung wird den Hygieneplan entsprechend umgesetzt und dokumentiert.
- Wechseln von Handtüchern, Bezügen, wiederverwendbaren Reinigungstücher-, pads
Hygienemanagement und Personenschutz
Die erarbeiteten Hygienemaßnahmen müssen für Mitarbeitende und Kunden klar nachvollziehbar und verständlich sein. Damit steht einer sicheren und angenehmen Arbeitsatmosphäre nichts im Weg.
Organisation in der Praxis
- Die Leitung ist zuständig für die Einhaltung aller Maßnahmen. Klare Mitarbeiterkommunikation ist daher das A und O.
- Räumlichkeiten vorbereiten und regelmäßig Prüfen
- Behördliche Veröffentlichungen und Anweisungen am besten täglich morgens und abends checken, da die Informationslage sich je nach Bundesland und Fallzahlen recht schnell ändert.
Mitarbeiter
- Alle Hygienestandards sind uneingeschränkt einzuhalten
- Pausenzeiten optimieren, sinnvollerweise Pausen versetzt wahrnehmen
- Mitarbeiter sind verpflichtet Symptome bei Anwesenheit direkt bzw. telefonisch zu äußern und werden bis nach der ärztlichen Abklärung nicht betrieblich eingesetzt
- Regelung für Risikogruppen und schwangere Mitarbeiterinnen treffen (Homeoffice, ärztliche Abklärung)
- Mitarbeiterinformation
- Schulung zum Umgang der Maßnahmen
- Einführung in die einwandfreie Dokumentation
- Regelmäßige Sensibilisierung und Unterstützung im Team zur Einhaltung der Schutzmaßnahmen
Kunden
- Kunden bei Terminvereinbarung auf die Hygienestandards hinweisen
- Über bevorzugte kontaktlose Zahlung hinweisen
- Darum bitten bevorstehende Behandlungen direkt telefonisch abzusagen
- Die Kundendokumentation ist verpflichtend. Kunden die, eine Dokumentation ablehnen werden nicht behandelt
- Erkrankte und eigentlich in Quarantäne stehende Personen werden keines Falls behandelt
- Kundeninformation:
- durch Aushang der Hygienemaßnahmen am Eingang
- zusätzliche Hinweise auf der Homepage und durch Social Media
Gesund und mit Freude bei der Arbeit
Sicher ist, dass jeder einzelnen Betrieb sein Hygienekonzept auf die Gegebenheiten seines Instituts anpassen muss. Die Institutsleitung kann mit diesem Leitfaden und den wohl bald veröffentlichten Empfehlungen der BGW / HWL / IHK die Schutzmaßnahmen an die eigenen Anforderungen anpassen.
Bei meinen Gedanken zu den ergänzenden Maßnahmen geht es wie eingangs beschrieben, um eine sichere und angenehme Arbeitsatmosphäre.
Es wird sich für Kosmetikerinnen, Permanent Make-up Artist, Tätowierer und Nageldesigner nach Umstellung der Arbeitsabläufe, nur wie eine kleine Anpassung anfühlen. Dennoch haben die Hygienestandards eine große Auswirkung. Jeder einzelne Betrieb, Mitarbeiter und Kunde, wird sich nach Öffnung der Institute an die Maßnahmen halten und gewöhnen.
Sehr schnell wird die Unsicherheit der Freude weichen.
Schnelles Vorankommen bei den Vorbereitungen
Melanie