Das Rückenmark als Zwischenstation sorgt für eine erste Reflexreaktion – ganz ohne Beteiligung des Gehirns. Dann sendet das Rückenmark die Impulse weiter an verschiedene Bereiche des Gehirns.
In unserem Hirnstamm sitzt eine Art Matrix, die viele Funktionen steuert, die Foratio reticularis. Dieses diffuse Neuronennetzwerk bildet ein Kontrollzentrum, das neben unserem Atemzentrum und dem Kreislaufsystem auch unsere Wach- und Schlafzustände und unser Bewusstsein steuert. Die Foratio reticularis ist mit dem Thalamus (Hauptteil des Zwischenhirns) und dem Rückenmark verbunden und die nächste Station auf dem Weg unserer Schmerzsignale. Ist der Schmerz nur leicht, wird die Konzentration erhöht. Ist er extrem stark, kann Bewusstlosigkeit eintreten.
Jetzt geht es zum Thalamus. Er verarbeitet die Schmerzsignale, entscheidet, welche davon wichtig sind und leitet sie an die zuständigen Stellen im Großhirn weiter. Unterstützung bekommt er von seinen „Beratern“, den Thalamuskernen. Diese sammeln Informationen aus anderen Hirnbereichen und tragen zur Entscheidungsfindung des Thalamus bei.
Als nächstes geht es zum Großhirn, das sich in verschiedene Bereiche aufteilt, die unterschiedliche Funktionen haben, aber noch nicht komplett erforscht sind. Einer davon ist das limbische System, wichtig für die Ausschüttung von Endorphinen (auch bekannt als Glückshormone), ein körpereigenes „Medikament“, um die Schmerzen zu reduzieren.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass im limbischen System Schmerzsignale ebenfalls mit Emotionen belegt werden. Das erklärt das sogenannte „Schmerzgedächtnis“. Hattest du in einem Bereich schon mal große Schmerzen, speichert dein Gehirn dieses Erlebnis. Treten wieder Schmerzen in diesem Bereich, können sie subjektiv gesehen sehr viel stärker ausfallen, als sie es ohne die unangenehme Vorgeschichte täten.
Wer ist empfindlicher Männer oder Frauen?
Frauen sind empfindlicher. Testosteron senkt das Schmerzempfinden.
Warum ist man linksseitig empfindlicher?
Mich hat lange die Frage beschäftigt, warum die meisten Menschen links empfindlicher sind als rechts. Ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob es mit der Nervenübertragung zusammenhängt. Doch ich habe die Antwort nun endlich wieder griffbereit. Denn viele meiner Kunden fragen während der Pigmentierung danach, und so habe ich mich mit dem Thema noch einmal befasst.
Auf den Punkt gebracht: Die meisten Menschen sind „rechtshändig und linksfühlig“ weil sich in der rechten Körperhälfte mehr motorische und in der linken Körperhälfte mehr sensible Fasern befinden.
Meine Quelle, aus der ich es durchdringend verstanden habe, ist das Buch „Die Physiologie des Menschen und der Säugetiere“ von Immanuel Munk. Leider ist das Buch recht „unappetitlich“ und nichts für schwache Nerven. Mich hat es einfach von der der wissenschaftlichen Seite her interessiert. Ich weiß nicht ob ihr das kennt … bevor ich es nicht komplett verstanden habe, gibt mein Kopf einfach keine Ruhe.
Wodurch kann man das Schmerzempfinden senken?
Zurück zu unserem Alarmsystem: Das Schmerzsignal wurde jetzt an unser Gehirn weitergegeben, hat das Bewusstsein erreicht und wurde bewertet, lokalisiert und mit Emotionen belegt. Was nun? Ist die Schmerzverarbeitung damit abgeschlossen? Glücklicherweise nicht, denn unser Gehirn ist in der Lage, auf „Schutz“ zu schalten, indem es körpereigene Hemmungsmechanismen aktiviert, die den Schmerz abwehren. Dass Endorphine den Schmerz lindern, hatte ich ja schon erwähnt. Unterstützung bekommen sie durch Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin. Das sind Botenstoffe, die im Zentralnervensystem entstehen. Sie können das Schmerzsignal zwischen Schmerzrezeptoren und Rückenmark schwächen und helfen dem Gehirn unter bestimmten Umständen zu beeinflussen, wie viele Schmerzsignale vom Rückenmark weitergeleitet werden.
Durch positive Gedanken, beispielsweise durch eine Meditation, kannst du die Ausschüttung dieser Glückshormone begünstigen! Zu guter Letzt gibt es natürlich viele Medikamente gegen Schmerzen. Um es vorwegzunehmen: Für ein PMU oder ein Microblading wirst du keine brauchen!
Wie schmerzhaft ist Permanent Make-up?
Das war ein kleiner Ausflug in die faszinierende Welt der Gehirnforschung. Jetzt komme ich zu unserem eigentlichen Thema, nämlich dem Schmerz, der durch eine Pigmentierung entsteht. Pigmente werden recht oberflächlich eingearbeitet, wodurch Schmerzen beim Permanent Make-up nicht sehr intensiv ausfallen. Die Dauer der Behandlung ist dagegen ein wichtigerer Faktor bei deinen Empfindungen. Im Schnitt wird ca. 20 bis 30 Minuten an jeder einzelnen Braue oder an jedem Auge gearbeitet. Bei den Lippen dauert es je nach Lippengröße 45-60 Minuten. Während diser Zeit wird die Haut nicht dauerhaft mit der Nadel gereizt, da die Bereiche zwischendurch gewechselt werden und die überschüssige Farbe mit Pads entfernt wird. Die Haut kann, falls nötig, auch zwischendurch beruhigt (z.B. geühlt) werden.
Meine Erfahrung als Expertin
Mir ist aufgefallen, dass Kunden, die Angst haben und angespannt sind, oft schmerzempfindlicher reagieren. Bei 98% meiner ängstlichen Kunden ist die Sorge allerdings innerhalb der ersten 10 Sekunden nach Beginn der Pigmentierung verflogen. Denn dann haben sie schon gemerkt, dass Schmerzen beim Permanent Make-up eigentlich nicht vorhanden sind.
Gründe für Angst beim PMU
Eine gewisse Angst ist sehr verständlich – schließlich wird mit einer Nadel gearbeitet, und wer hat die schon gern im Gesicht? Gerade bei Lidpigmentierungen ist die Befürchtung groß, dass die Nadel ins Auge stechen könnte. Zur Beruhigung, bei richtiger Spannung deiner Haut und genügend Erfahrung deines PMU Artists kann nichts passieren. Während der Behandlung bleiben deine Augen geschlossen und die Haut wird so gespannt, dass absolut sicher gearbeitet werden kann. Du musst natürlich Vertrauen zu deinem PMU Artist haben und solltest dich deshalb vorher gut über dessen Qualifikation informieren. Wichtig ist, dass du deinen Kopf nicht ruckartig wegdrehst oder ins Kissen drückst, wenn du Angst hast!
Übrigens: Hast du schon mal Meditation ausprobiert? Ein wunderbares Mittel zur Entspannung! Einfach der Hintergrundmusik lauschen und sich fallen lassen. Allerdings klappt das meist nicht ganz ohne Übung. Wenn du noch keine Erfahrung mit Meditation hast, kann es helfen wärend der Anwendung, etwas in der Hand zu halten, z.B. einen Stressball.
Lippen PMU und Spritzen gegen Schmerzen
Vielleicht hast du schon mal davon gehört, dass ein PMU Artist empfohlen hat, vor der Lippenpigmentierung eine Betäubungsspritze beim Zahnarzt injizieren zu lassen. Mir ist das häufiger zu Ohren gekommen. Tu so etwas auf keinen Fall! PMU ist wirklich nicht so schlimm, dass man vorab starke Schmerzmittel oder gar Spritzen braucht. Außerdem ist es für die Pigmentierung sehr ungünstig. Das Gewebe quillt auf, verändert sich also etwas. Die Vorzeichnung kann unter Umständen dadurch unsauber werden. Auch die Hautreaktion kann anders ausfallen als ohne Betäubung. Man kann die Reaktion nicht gut kontrollieren, und das Ergebnis könnte sehr darunter leiden.
Salben gegen Schmerzen
Auch Salben müssen nicht zwingend aufgetragen werden. Die Haut kann auch hiervon aufquellen – mit demselben Ergebnis wie bei einer Spritze. Vor jeder Pigmentierung kannst du allerdings mit einer Pigmentistin über dieses Thema persönlich sprechen.
Eisspray gegen Schmerzen beim Permanent Make-up
Auch Eisspray sollte man nicht verwenden, weil das Gewebe zu hart wird und sich verändert.
Ich hoffe, ich konnte dir deine Angst vor den Schmerzen bei einer Pigmentierung wie einem PMU oder einem Microblading ein wenig nehmen. Wenn du es schaffst, dich zu entspannen und auf Spritzen, Salben und Eisspray als schmerzlindernde Mittel verzichtest, erwartet dich ein schönes Ergebnis, sofern du deinen PMU Artist sorgfältig auswählst. Zur Auswahl eines geeigneten Make-up Artists gibt es hier einen eigenen Blogartikel.